Auf der Suche nach neuen Materialien und Hilfsmitteln
Handwerk (also auch Furnierverarbeitung) und das dazugehörige, typische Werkzeug – beides ist geprägt von uralten Traditionen, die sicher ihren Sinn haben. Spezielle Techniken bedürfen spezieller Gerätschaften und so manches Werkzeug, das heute noch Verwendung findet, wurde in genau der gleichen Form schon vor hunderten von Jahren benutzt. Andere „Tools“ wiederum wurden ergonomisiert, elektrifiziert und aus moderneren Materialien gefertigt, die strapazierfähiger, nicht so wartungsintensiv oder schlichtweg leichter sind. Je älter, je seltener das Handwerk jedoch ist, desto traditioneller stellen sich die verwendeten Arbeitsutensilien in der Regel dar. Und nicht nur die … Meist sind die Ausübenden mindestens genauso unveränderlich wie ihr Traditionsgewerk.
Eine Behauptung, die ich dreisterweise einfach mal so in den Raum stelle, weil sie meinen ganz persönlichen Erfahrungen entspricht. Und zu diesem Gewerk gehören auch viele der Herrschaften, die der Kunst des Intarsienlegens und der Marketerie nachgehen. Motto: das wurde schon immer so gemacht, deshalb machen wir’s auch heute nicht anders.
Als ich begann, mit Furnieren zu arbeiten, machte ich mich natürlich im Vorfeld kundig, was da so benötigt wird, und kaufte auch das ein oder andere. Doch das Hantieren mit den empfohlenen Gerätschaften und Hilfsmitteln stellte mich nicht wirklich zufrieden. Die größten Herausforderungen in dieser Handwerkskunst sind, zumindest für mich: völlig gerade und möglichst exakt gleich große Stücke aus dem jeweiligen Furnier herauszuschneiden und diese vor dem Aufleimen stabil, aber dennoch reversibel zu einem möglichst ebenen und spaltfreien Muster aneinanderzufügen. Und gerade beim zweiten Punkt war ich mit den traditionellen Hilfsmitteln nicht so recht glücklich.
Marke Eigenbau und Zweckentfremdung
Mittlerweile bin ich bei meinem vierten Projekt und habe mir ein Equipment gezimmert, gebastelt und zweckentfremdet, das mich glücklich strahlen lässt. Auch, oder vielleicht gerade, weil es so manch altem Hasen einen Schauder über den Rücken jagt – das Zeug, das in diesem Gewerk wahrscheinlich noch nie verwendet wurde.
Schneidvorrichtung
Ein Gegenstand, dessen Anschaffung sich auf jeden Fall lohnt. Doch natürlich, wie sollte es auch anders sein, muss man mal wieder selbst Hand anlegen, denn in dieser Form kaufen – is nich! Empfohlen wird übrigens allenthalben gerne ein Brett mit Anschlagkante und Parallelanschlag. Doch wenn ich schon selbst machen muss, dann darf es ruhig etwas luxuriöser ausfallen!
Also habe ich ein Buchenbrett (40×60 cm) gekauft, eine Vierkantleiste, ebenfalls aus Buche, eine transparente Schneidmatte (da kann man auch mal ne Vorlage drunterlegen), zwei T-Nutleisten mit Lineatur (30 und 40 cm), entsprechende Gleiter, zwei Gleiterbremsen mit Schnellarretierung und zwei Aluminiumlineale. die ich mittels einer Bohrung mit den Bremsen an den Gleitschienen befestigt habe.
Zusätzlich noch 100 Bastelhölzer in Eissteckerlform, je 2 mm stark, die ich in unterschiedlichen Kombis zu Abstandshaltern zusammengeleimt und entsprechend beschriftet habe. Je zwei dieser Abstandshalter kommen zwischen die Anschlagleiste und das lange Lineal und garantieren so. dass die abgeschnittenen Streifen immer gleich breit werden. Die Arretierung sorgt dafür, dass das Lineal nicht verrutscht. So kann man sich voll und ganz aufs Schneiden konzentrieren.
Das kürzere Lineal kann im Bedarfsfall als Winkelführung eingestellt werden und garantiert einen stets gleichbleibenden Schneidwinkel. Das ist besonders wichtig, wenn man Musterborten aus Furnier herstellen will. Mit dieser Apparatur ist es mir erstmals gelungen, zufriedenstellende Streifen für allerlei Musteradern zu produzieren.
Aufbau eines Marketerie-Designs à la Barbara
Intarsien, Marketerie: was ist was?
Man unterscheidet zwischen Intarsien – da wird eine Vertiefung ins Trägerholz gemacht, in die dann Furnier oder dickere Holzplättchen passgenau eingesetzt werden – so, wie die Streifen bei der linken Platte. Bei der Marketerie hingegen bleibt das Trägerholz unversehrt und wird stattdessen komplett mit Furnier versehen. Die Karoplatte rechts ist ein typisches Beispiel.
Nun kann man sich sicher gut vorstellen, dass gerade Marketeriemotive, die oft aus vielen kleinen Einzelteilen bestehen, zunächst in einer Art Trockenübung zu einem kompletten Ganzen zusammengesetzt werden müssen, bevor man sie aufleimen kann. Um dieses Zusammensetzen bewerkstelligen zu können, braucht man ein Klebeband, das die einzelnen Furnierstücke zuverlässig zusammenhält, aber gleichzeitig auch gut wieder lösbar ist.
Fugenleimpapier? Nö, danke!
Fachleute empfehlen hierfür unter anderem das sogenannte Fugenleimpapier. Das ist ein sehr dünnes, nassklebendes Papier, das man in Form von schmalen Rollen erhält. Von der Beschaffenheit her ähnelt Fugenleimpapier in etwa einem mit Ableckkleber beschichtetem Zigarettenpaper. Es wird auf der zukünftigen Sichtseite des Motivs aufgebracht und hat somit die „praktische“ Eigenschaft, den Blick auf das entstehende Motiv zu verhindern, es klebt wie Affensch…ße und, weil es angefeuchtet werden muss, um seine Klebkraft nutzen zu können, lässt es gerne mal angelösten Kleber auf der Furnier-Oberseite zurück, der kaum noch zu entfernen ist. Später, wenn das Muster verleimt und abgetrocknet ist, kann man dann zusehen, wie man das Papier samt den Kleberresten wieder abbekommt.
Ein Tipp, der schon eher in die Richtung ging, die mir sympathisch erschien, war ein transparentes Klebeband mit verminderter Adhäsion. Nachteile: zu schmal, dafür aber schweineteuer. Vom Funktionsprinzip her aber war das genau das Material, das ich gesucht hatte – unter anderem. Also verfolgte ich diesen und diverse andere Gedanken weiter und kam zu folgenden Lösungen, mit denen ich außerordentlich zufrieden bin:
Trägerfolie zum Gesamtaufbau
In meinem Materialfundus vom Studium hatte ich noch ein paar Quadratmeter transparenter, sehr stabiler Kunststofffolie gefunden – auf einer Seite glatt, auf der anderen Seite leicht mattiert. Die erschien mir ideal als Trägerfolie zum Aufbau eines kompletten Designs.
Keine Ahnung, woher ich diese Folie hatte! Und hätte sich nicht auch noch ein Schnipselchen Schutzpapier an dieser Folie verfangen, so wäre mir diese Ahnungslosigkeit wohl erhalten geblieben. Nun aber hatte das Kind einen Namen – was ja nicht unwichtig ist, wenn man mal Nachschub braucht! Es handelt sich hierbei um eine Folie aus Mischpolymerisat auf PVC-Basis, genannt Astralon der Dynamit Nobel AG. Klar, dass das Zeug heutzutage nicht mehr hergestellt wird, oder? Wäre ja auch zu schön gewesen!
Doch weitere Recherchen in Modellbau- und Architekturforen brachten mich auf einen adäquaten Ersatz: Schablonit. Und das wird noch hergestellt! Sogar in verschiedenen Stärken und Rollenbreiten – und ist zu einem vertretbaren Preis online erwerbbar. Problem Eins: gelöst!
Selbstklebende Transparentfolie für Kleinteiligeres
Als nächstes suchte ich einen Ersatz für das oben erwähnte Klebeband – mit folgenden Ansprüchen: transparent, mittlere bis starke Adhäsionskraft bei gleichzeitiger Wiederablösbarkeit, von der Rolle, aber deutlich breiter als das angepriesene Klebeband. Gesucht, gefunden: Schablonenfolie für Plotter auf PVC-Basis erfüllte all diese Kriterien und präsentierte sich um Welten kostengünstiger als das angebliche Spezial-Furnier-Experten-Klebeband! Problem Zwei: gelöst!
Selbstklebendes Vlies zum Mitverleimen für ganz Kleinteiliges
Bei meinem ersten Furnierkauf, den ich tätigte, war auch sogenanntes SaRaiFo-Furnier dabei. Ein Material aus speziell behandeltem Holzbrei, der in Struktur und Maserung echten Tropenhölzern nachempfunden wird. SaRaiFo – Save the Rain Forest. Der Holzbrei wird übrigens auf ein hauchdünnes Vlies aufgebracht und das so erzeugte Furnier ist flexibler und weniger brüchig als echtes.
So ein Vlies will ich auch! Doch natürlich gab es das so nicht zu kaufen. Recherche, Recherche! So fand ich schließlich wenigstens die ungefähre Zusammensetzung des Furnier-Vlies’ heraus und konnte die Spur weiterverfolgen. Ergebnis: Filmoplast, ein hauchdünnes, Selbstklebevlies, das beim Besticken besonders delikater Stoffe Schutz und Stabilität bringt. Einen Probemeter geordert – und für gut befunden. Sogar für außerordentlich gut! Problem Drei: gelöst!
Lösbarer Kleber für den Gesamtaufbau auf Astralon/Schablonit
Hierzu war keine Recherche nötig, da hatte ich noch was im Hinterkopf. Marabu Fixogum Montagekleber. Der hinterlässt keine Flecken auf dem Furnier und man kann ihn nach dem Verleimen und Pressen restlos entfernen. Ganz einfach mit „Wuzeln“ und einer Fusselrolle mit Klebeband. Letztes Problem: gelöst!
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