Es ist noch gar nicht so lange her, da waren Kiefernholzmöbel der Inbegriff modernen Wohnens. In jedem Möbelhaus waren die Einrichtungsgegenstände aus dem Holz des Nadelbaums, der in unseren Breiten prächtig gedeiht, in allen Variationen vertreten. Das Gute daran: Kiefernholzmöbel wurden relativ günstig angeboten und, das allerbeste, waren in der Regel aus Massivholz gefertigt. Als Begründer dieses Trends, der schon länger der Vergangenheit angehört, kann übrigens der schwedische Möbelriese gesehen werden, der das Holz aufgrund seines günstigen Preises exzessiv in unsere Wohnungen schwemmte.
Der Niedergang der Kiefernholzmöbel
Heute kann das Zeug keiner mehr sehen, die starke Maserung und das dennoch unindividuell erscheinende Holzbild lockt heute niemanden mehr hinter dem Ofen hervor. Zwar wird das Holz nach wie vor in Möbeln verbaut, aber nur in solchen oder an Stellen, wo der Kunde es optisch nicht ertragen muss. Das Kellerregal oder der Unterbau eines Polstermöbels sind typische Beispiele.
Auch ich durfte die Unbeliebtheit von Kiefernholzmöbeln persönlich erleben. Erstens als der Konsumententyp, der sich ebenfalls sattgesehen hatte und deshalb alles nach und nach aus der Wohnung verbannen wollte. Und zweitens als Kiefernholzmöbel-Eliminator, der seine Möbelstücke nicht auf den Müll werfen, sondern verkaufen bzw. verschenken wollte. Keine Chance – keiner wollte die Sachen haben. Wahrscheinlich nicht mal dann, wenn ich noch was draufgelegt hätte.
Das jedoch war nicht so ganz in meinem Sinne. Also disponierte ich um: ich behielt die, Gott sei Dank, nur wenigen Stücke, die ich vor rund 30 Jahren erworben hatte und arbeitete einen Großteil davon um, sodass ich sie heute wieder gerne ansehen mag.
Begonnen habe ich dabei mit einem Tisch und vier Stühlen. Tisch und zwei der Stühle wurden in den Speicher umgesiedelt, da ich sie platztechnisch nicht mehr unterbringen konnte, doch zwei der Stühle gesellen sich nun zu der Jugendstilgruppe, die ich gekauft hatte, um eben jene ungeliebte Kiefernholzgruppe zu ersetzen. Nun wäre es müßig gewesen, den beiden Stühlen einen Jugendstillook verpassen zu wollen. Doch Wohn- und Esszimmermöbel sind bei mir ohnehin ein Mix aus Stil-Möbeln und solchen mit kolonialem Touch – was sich durchaus nicht im Wege steht – dass die Richtung somit klar war. Kiefer goes kolonial!
Kiefernholz goes kolonial – doch wie?
Wie stellt man das an – das koloniale Potenzial aus hellen, lackierten Kiefernholzstühlen herauszuholen? Zwar habe ich mich vor gar nicht allzu langer Zeit eingehend mit dem Thema Kolonialstil befasst – was ist typisch, welche Materialien finden Verwendung, was sind die dominierenden Farben –, doch jetzt, da das gesammelte Wissen konkret angewendet werden soll, gestaltet sich das Ganze unerwartet schwierig.
Also fange ich mit dem Punkt an, der ohne Diskussion klar ist: der Farbe. Ein koloniales Möbelstück muss dunkel sein – und meine Stühle sind hell, sehr hell. Folglich muss ich sie gründlich abschleifen und anschließend mit einem passenden Farbton versehen. Gesagt, getan: ich nutze das laue Spätsommerwetter, um die Schleifarbeiten noch im Garten erledigen zu können. Meine Schleifmaschine fräst sich auch tapfer durch den Lack, doch der ist echt hartnäckig! Der erste Stuhl wirkt bereits, als wäre er komplett vom Altlack befreit, doch wenn man genau hinsieht, kann man stellenweise eine dünne, milchige Schicht erkennen, die zwar hauchdünn und bröselig ist, aber nicht um alles in der Welt abgehen und schon gar keine Lasur annehmen will.
Um diese kritischen Stellen besser erkennen zu können, dusche ich den Stuhl mehrmals mit dem Gartenschlauch ab und lasse ihn anschließend in der Sonne trocknen. Durch diese rüde Behandlung lösen sich viele der milchigen Lackfragmente und, oft genug wiederholt, gelingt es mir schließlich doch, den ersten Stuhl weitestgehend lackfrei zu bekommen. Eigentlich wollte ich mir gleich noch den zweiten vornehmen, doch ich beschließe, zunächst mal den einen zu lasieren. Dabei möchte ich herausfinden, ob sich die staubige, anstrengende Arbeit am zweiten Stuhl überhaupt lohnt, oder ob es besser ist, das Zeug doch zu verheizen …
Die Lasur-Prozedur – gutes Zureden hilft nur bedingt
Doch schon, als ich die erste Lasurschicht „Kirschbaum antik“ auftrage, zeigt sich, dass noch immer fast unsichtbare Lackfelder auf dem scheinbar lackfreien Holz haften. Also nachschleifen und abermals lasieren. Diesmal mit „Nussbaum dunkel“. Und wieder nimmt das Holz an manchen Stellen nur widerwillig die wasserbasierte Farbe an. Verdammt! Es braucht tatsächlich vier solcher Durchgänge, bis ich mit der Grundierung zufrieden bin und schließlich zwei Lacklasurschichten in der Farbe „Palisander“ auftragen kann.
Dann aber steht der erste Stuhl in seiner ganzen kolonialen Grundpracht vor mir: das dunkle Braun ist von Ton her genau, wie ich es mir gewünscht hatte! Durch die mehrmalige Zwischenschleiferei ist eine nicht ganz glatttonige Lasurschicht entstanden, die dem ehemals wie geleckt lackierten Stuhl eine glaubhafte Handwerklichkeit verleiht, ohne fleckig zu wirken. Das war zwar in dieser Form gar nicht beabsichtigt, ist aber ein Nebeneffekt, der mir jetzt ausnehmend gut gefällt – man kann den afrikanischen Schreiner fast bildlich, ach was, fast greifbar vor sich sehen, wie er in einer schattigen Ecke seines Hinterhofs diesen Stuhl mit Farbe eingelassen hat. Mit einem leicht ramponierten Pinsel und einer Lasur, die bei diesen Temperaturen viel zu schnell wegtrocknet.
Böse Zungen könnten jetzt behaupten, ich rede mir das Ergebnis einer nicht zufriedenstellend gelungenen Arbeit schön, doch ich weiß: wenn ich solche Bilder damit verbinde, ist alles auf dem richtigen Weg. Allerdings ist nun eine entscheidende Abzweigung erreicht, und ich habe noch immer keine zündende Idee, mit welcher Gestaltung ich auf diesem richtigen Weg bleibe.
Viele Gestaltungs-Ansätze und doch kein Ergebnis
Um zu einer Gestaltungslösung zu kommen, fotografiere ich die Lehne und probiere wieder mal am Computer herum. Gleichzeitig kurve ich geistig von einem Naturmaterial zum anderen, mäandere durchs Internet und sammle gedanklich mögliche Materialien. Es geht von verschiedenen Rattangeflechten über Bambusschiene, Lederriemen, Weidenzweige, diversen Flechtschnüren aus Gräsern bis zu Holzleisten verschiedener Breiten. Doch statt eine Lösung zu finden, verkompliziert sich das Ganze noch zusätzlich.
Der Entwurf mit den Lederriemen (links unten) hingegen kam in die nähere Auswahl, scheiterte aber letztendlich an der Machbarkeit – ich fand keine Möglichkeit, das Leder in adäquater Art und Weise am Lehnenaußenrahmen zu befestigen. Auch die anderen beiden Layouts mit Holzleisten bzw. Holzleisten und Wiener Geflecht wären nur unter großen Schwierigkeiten umzusetzen gewesen. Hier aber habe ich bereits im Ansatz die Linienführung der Jugendstilstühle aufgegriffen – wenn auch nicht bewusst.
Ich stelle nämlich fest: das einzige Ergebnis, mit dem ich zufrieden sein werde und das ich werde akzeptieren können, ist eine Art Kombidesign. Eine Gestaltung, die Formelemente aus Biedermeier, Jugendstil oder Art Deco enthält, gleichzeitig aber durch koloniale Stilmerkmale gebrochen wird.
Na, super, Frau Schneider, das haste ja prima hinbekommen. Nicht den Hauch einer Lösung vor Augen, doch gleich mal die Latte höher legen! Aber selbst schuld, da musste jetzt durch, denn Aufgeben ist nicht! So schimpfe ich in den nächsten Tagen mit mir selbst, während ich das Internet zum Beben bringe mit meiner Suche nach typischen Formen – und mein Hirn zum Qualmen mit dem Nachdenken über den geeigneten kolonialen Werkstoff.
Die Lösung liegt vor mir, ich seh sie nur nicht!
Es ist echt zum Lachen (im Nachhinein), aber ein Teil der Lösung liegt seit Tagen vor mir, allein ich sehe ihn nicht. Genauso wie der zweite Teil, an dem ich jeden Morgen vorbeigehe, den ich aber auch nicht als Lösung wahrnehme. Doch plötzlich macht’s Klick: ich gehe zur Arbeit, vorbei an einem arabischen Lebensmittelgeschäft. Ein Sortiment exotischer Früchte und Wurzeln ziert die Außenauslage. Unter anderem auch eine Kiste voller Kokosnüsse.
Vor einigen Monaten hatte ich zehn Stück davon gekauft. Sorgfältig suchte ich mir damals die mit den ausdrucksstärksten Gesichtern heraus, denn man weiß ja nie, wofür man sie noch brauchen kann. Eigentlich aber wollte ich nur die richtige Technik zum Öffnen üben, was mir, seit ich Weihnachten kläglich an einer vorgesägten Kokosnuss gescheitert war, im Kopf herumspukte.
Der Ladeninhaber hält mich übrigens seitdem für völlig plemplem. Er sah mich beim Kramen in der Nusskiste und meinte nur milde lächelnd: „Alle Nussen gut, Frau!“ Und ich Dödel versuchte natürlich, ihm das mit den Gesichtern zu erklären … Das hätte ich mal besser nicht getan, denn seit diesem Tag grüßt mich der arabische Kaufmann mit auffallend vorsichtiger Freundlichkeit. Gerade so, als hätte er Angst, ich könne jederzeit durchdrehen.
Ich aber trug meine SuperSelect-Kokosnüsse nach Hause und übte. Bei Nuss 6 hatte ich den Trick endlich raus: die Nuss locker in der linken Hand, in der rechten einen Hammer. Ein paar gezielte, harte Schläge auf die „Adern“, ungefähr in Höhe des Äquators der Kokosnuss und schon ist sie auf; in der Regel sogar mit einem sehr glatten Bruch! Zufrieden, die Nuss im wahrsten Sinne des Wortes geknackt zu haben, entnahm ich das Fruchtfleisch, pürierte es und fror es ein, die Kokosschalen legte ich in ein Regal im Keller – zur späteren Verwendung.
Und dieses Später ist JETZT!
Also, ich gehe an diesem Geschäft vorbei, sehe die Kokosnüsse, denke an meine leeren Schalen im Keller – und es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Das ist es, das Element, das den leeren Platz auf der oberen Querstrebe des Kiefernholzstuhls einnehmen, das die Brücke zum Jugendstilstuhl schlagen wird. Ein Pendant zur Jugendstilblume, und gleichzeitig ein Element, wie es kolonialstiliger nicht sein könnte!
Heureka! Jetzt ist der Knoten geplatzt. So gründlich, dass mir endlich auch eine Idee für eine Verzierung zwischen den Streben der Lehne aufdämmert. Es werden rechteckige Einsätze aus Holz. Doch weil nacktes Holz extrem schwer dort einzupassen ist – irgendwo klemmt oder blitzt es immer – entscheide ich mich für die koloniale Version dieser Leistenvariante. Kolonial, das heißt in diesem Fall: die Leisten werden mit einem Geflecht aus dunkelbraunem Hanffaden überzogen! Doch eins nach dem anderen!
Ich „kolonialisiere“ …
Als allererstes hechte ich in den Keller und stürze mich auf die Tüte mit den Kokosschalen. Zwei brauche ich, und sie sollten möglichst flach in der Gesichtsrundung sein, gleichzeitig aber auch ausdrucksstark. Wie gut, dass ich da bereits beim Kauf drauf geachtet habe, denn so stehen jetzt zehn Gesichter zur Verfügung, aus denen ich nur noch die flachsten heraussuchen muss. Die sind schnell gefunden.
Da ich ja digital ausprobiert habe, welche ungefähre Größe am besten aussieht, brauche ich nun nur noch eine Linie auf jeder Schale ziehen, die zeigt wo ich sägen muss, um den erforderlichen Durchmesser zu erreichen. Dann wird die neue Japansäge gezückt – wie Butter gleitet sie durch die ultraharte Kokosschale, ohne sich zu verhaken oder sonstige Sperenzchen zu machen. Ach, was bin ich froh, dass ich dich gekauft habe, du tolles Teil!
Danach schleife und poliere ich die Oberfläche der Gesichter, schleife in der Schale alle losen Teile weg und den Rand plan, lasse die polierte Fläche mit Bohnerwachs ein, klebe den Kokosmännchen von innen den Mund mit schwarzem Filz zu und rühre eine 2K-Holzklebe- und spachtelmasse an. Die kleistere ich, möglichst ohne Luftblasen, dick in die Kokosschälchen, stecke senkrecht je 2 Holzdübel hinein – und lasse das Ganze über Nacht aushärten.
Dann schneide ich ein Stück aus einem Karton, sehe zu, dass die beiden Holzdübel exakt durch die Löcher passen, die in dessen Mitte zirkle, und schneide anschließend mit einer scharfen Schere am Rand der Kokosschale entlang. Nun habe ich eine Eins-zu-Eins-Schablone, die ich mit zwei kleinen Stückchen doppelseitigem Klebeband an der Stuhllehne fixiere.
Zunächst markiere ich die Mitte der Bohrlöcher mit einer Vertiefung, die ich mit einem Lochstecher für Kondensmilchdosen markiere – so kann mir später der Bohrer nicht wegflutschen. Danach messe ich die Stärke des Holzes der Rückenlehne. 25 mm. Also klebe ich auf dem Bohrer ein gut sichtbares Klebeband bei einer Bohrtiefe von 20 mm auf. Auf gar keinen Fall will ich die Rückenlehne durchbohren! Mit dem Klebeband habe ich eine gute optische Kontrolle, dass genau das nicht passiert.
So, Löcher gebohrt, etwas größer als den Umfang der Holzdübel. Passt! Nun steche ich die Kontur der Schablone mit einem schmalen Stechbeitel nach und entferne, immer von außen nach innen, zirka einen halben Zentimeter Holz, schleife alles vorsichtig glatt und färbe diese Vertiefung mit dunkelbrauner Lasur. So kann der Leim gut haften – Lacklasur wäre weniger geeignet -, und es wird kein helles Holz hervorblitzen.
Koloniales Flechtwerk en miniature
Nun geht es an die Herstellung der kleinen Füllstücke für die Lehnenzwischenräume – und auch diese Lösung lag, zumindest zum Teil, direkt vor mir. Nämlich in Form der Hanfschnur, die ich noch von meinem Lampenschirm übrig hatte. Manchmal frage ich mich wirklich, wie blind man sein kann und warum es so lange dauert, bis das Offensichtliche auch offensichtlich wird …
Doch weiter im Text: ich säge mir passende Plättchen aus 4 mm starker Multiplexplatte zurecht, die etwas kleiner als der zu füllende Zwischenraum sind. Schließlich trägt die Schnur auch auf und muss natürlich mit einberechnet werden. Dann lasiere ich die Plättchen dunkelbraun, damit, sollte etwas durchs Flechtwerk blitzen, es den selben Ton wie das Hanfgarn hat.
Die Plättchen werden nun in eine Richtung mit der Schnur umwickelt, der Endpunkt mit einem winzigen Klecks aus der Heißklebepistole fixiert, und das weitere Garn mit einer dicken Stopfnadel durch die Wicklung geflochten – wenn möglich in Dreierschritten. Es entstehen Elemente, die sich farblich wunderbar in die Lehne einfügen, die Linienführung der Jugendstillehnen aufgreifen und trotzdem einen individuellen Koloniallook besitzen.
Nun wäre ich eigentlich vollkommen glücklich mit der „Kolonialisierung“ meiner Kiefernholzstühle, wenn nicht, ja, wenn da nicht noch das Problem der Befestigung der Plättchen wäre. Momentan habe ich sie nur zwischen die lasierten Kiefernholzstreben geklemmt,
Problemlösung – Ideen kommen unverhofft
Ein paar Leute habe ich schon gefragt, wie sie das lösen würden. Einhellige Antwort: das geht nicht. Doch „Geht nicht“ gibt’s bei mir erst, wenn ich auch nach langer Zeit und viel Recherche keinen Lösungsansatz gefunden habe. Diesmal jedoch kommt mir ein Zufall zu Hilfe.
An meiner Armbanduhr sprang plötzlich dauernd einer der Federstege durch das Arretierungsloch und ich blieb ständig irgendwo damit hängen. Verärgert stopfte ich das widerspenstige Teil mehrmals zurück, wo es jedoch partout nicht bleiben wollte. Also gut, reparieren lassen. Bloß wo? Und wann? Weit und breit kein Juwelier, Uhrenladen oder ähnliches in der Nähe, weder zuhause noch in der Arbeit. Also: mal wieder selbst machen…
Moment mal! So ein Federsteg ist klein, sehr klein, und klemmt sich trotzdem mit aller Macht zwischen zwei begrenzende Flächen. Das ist genau das, was ich für meine Stuhlelemente brauche! Und das winzige Loch in der Stuhlstrebe, das ich hierfür benötige, das krieg ich auch über Eck rein! Das könnte tatsächlich die Lösung sein!
Das praktische heutzutage ist ja, dass man übers Internet fast alles bekommt, und das auch noch völlig mühelos, wofür man sich früher die Hacken abgelaufen hätte. Ich gebe also „Federstege“ ein, werde sofort fündig und bestelle 360 Edelstahl-Federstege in verschiedenen Größen für gerade mal 7 Euro. Na, damit werde ich ja hoffentlich meine Flechtecken befestigt bekommen. Müsste mit dem Teufel zugehen, wenn nicht!
Ein bisschen doof ist zwar jetzt, dass die Dekoecken schon komplett in Schnur eingewebt sind, aber ich werde schon einen Weg mit dem Bohrer durch den Zwirn finden. Vorsichtig schiebe ich die Wicklung an einer Stelle beiseite und setze den 1,5 mm-Bohrer im Zeitlupengang an. Brav wühlt er sich in die Multiplexplatte, ohne sich im Hanf zu verwickeln. Super! So bohre ich in alle Plättchen jeweils 4 Löcher, bestücke sie mit Federstegen, platziere diese an den entsprechenden Stellen und markiere die Bohrstellen für die Stege mit weißer Fettkreide.
Dann biege ich einen dünnen Stahlstift im rechten Winkel und drücke damit, quasi ums Eck, Löcher ins Holz auf der Innenseite der Lehnenstreben. Dann wird es spannend: ich fädle die Enden der Federstege auf einer Seite ein, drücke daraufhin mit den Fingernägeln die beiden anderen Stifte nach innen und bugsiere das Dekoeck an seine endgültige Position zwischen den Streben.
Knack! Das erste Eck rastet tatsächlich auf Anhieb ein und sitzt bombenfest! Ich bin total euphorisch, muss jedoch feststellen, dass es nicht bei allen Ecken so gut klappt – man muss nämlich die Löcher schon sehr genau platziert bekommen, wenn das reibungslos klappen soll. Also gehe ich in der Folge dazu über, kurze Schlitze statt der Löcher ins Holz zu Ritzen, damit ich mehr Spielraum habe – und fortan gleiten die Ecken widerstandslos an ihren vorgesehenen Platz.
Jetzt ist alles so, wie ich es mir gewünscht hätte und ich kann damit beginnen, auch den zweiten Stuhl durch die koloniale Mangel zu drehen. Jippieh!
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