Wurzelholz, ach, Bilderrahmen, oje, Wurzelholzrahmen, uihuihuih! Ja, ich gebe es zu: ich bin ein echter Junkie, wenn es um bestimmte Dinge geht! Dinge, denen ich nicht widerstehen kann. Dazu gehören definitiv auch Bilderrahmen. Besonders solche, die eine extrabreite Leiste haben. Meist sind derartige Rahmen antik, denn breite Leisten sind heutzutage wohl nicht en vogue. Manchmal aber sind welche zu finden und dann muss ich zuschlagen. Aber nur wenn die Rahmen auch gut verarbeitet und zudem noch günstig sind.
Hamsterkauf Bilderrahmen
Denn, auch das muss ich zugeben, als Fan der Petersburger Hängung kann man nie genug Rahmen auf Vorrat haben. Da sind dann auch welche dabei, die farblich nicht akzeptabel sind, aber eben eine schöne Leiste oder ein besonderes Format haben. Auch solche werden von mir gekauft und im Bedarfsfall passend umlackiert..
Doch simples Umlackieren war gestern. Heute ist Wurzelholz-Design angesagt. Warum? Weil ich Maseŕholz liebe und weil ichs kann! Zumindest auf dem Weg dazu bin, es zu können….
Wie der Teufel es wollte, entdeckte ich einen Bilderrahmen im Internet: mit einer Leiste von immerhin 30 Millimetern zählt er wirklich schon zu denen mit „außergewöhnlich“ breitem Rahmen. Nun ja, in meinen Augen ist das eher die Kategorie „ganz in Ordnung, könnte aber breiter sein“, Und normalerweise hätte ich deshalb auch gezögert, einen Rahmen dieser Leistenbreite – und dieser Farbe – zu erwerben, doch da gab es ein Argument, das mich letztendlich überzeugte: ein Rahmen dieser Serie, mit dem Format 18 x 24 cm, sollte 1,75 Euro kosten. 1,75 Euro!!!
Ein sehr schönes Format, das es vergleichsweise selten gibt, seltener als die anderen fototypischen Größen, echtverglast, aus Holz. Und das für den Preis!!! Doch auch, wenn Gelb eine meiner Lieblingsfarben ist, so gefiel es mir als Bildumrahmung eher weniger. Aber man kann ja alles lackieren. Doch wie ich bereits sagte: lackieren war gestern, Wurzelholz ist heute. Kurzerhand orderte ich 16 dieser Rahmen, krempelte die Ärmel hoch und legte los!
Same procedure …
Was da heißt: leicht abschleifen und anschließend zweimal grundieren. Ich griff in diesem Falle wieder auf meine bewährte Wandfarbe in caramelbraun zurück, grundierte doppelt und schliff danach abermals leicht an, um eventuelle Pinselriefen zu glätten. Dann wurde es spannend, denn ich hatte meine Versuche mit der Spiritustechnik ja auf größeren Flächen gemacht. Die Herausforderung bestand also jetzt darin, das Wurzelholzmuster auch auf einer Breite von nur drei Zentimetern deutlich genug herausgearbeitet zu bekommen.
Zwei Methoden, zwei Ergebnisse
Methode Eins – Schleudern, Spritzen durchs Teesieb
Tja, wie könnte ich das anstellen? Da kam mir plötzlich etwas in den Sinn, etwas aus meinen Kindertagen. Damals hatte ich mal Bilder mithilfe von Papierschablonen, einer alten Zahnbürste und einem kleinen Teesieb gespritzt. Man pinnt die Schablone aufs Papier, taucht die Zahnbürste in ziemlich flüssige Farbe und schrubbt damit über das Teesieb. Durch die sich bewegenden Borsten und die Struktur des Teesiebs fliegen feine Farbspritzer durch das Siebgitter und landen auf dem Papier. So etwas wie Airbrush für Arme – ganz, gaaanz Arme…
Aber die Spritzer, und das ist der entscheidende Vorteil, sind von unterschiedlicher Größe. Die Unterschiede sind nicht riesig, aber in Kombination mit der Schleudermethode kann man eine recht variantenreiche Bandbreite abdecken. Mal sehen, ob das klappt …
Wurzelholzrahmen nach Methode Eins
Ich trage also sehr dünnflüssige Acrylfarbenlasur in Dunkelbraun flächig auf, setze Akzente in Orangebraun, Rostbraun und Schwarzbraun, dann schleudere und siebe ich Spiritus drauf. Uih, das sieht gar nicht schlecht aus! Allerdings haben die Tropfer ein bisschen zu wenig Kontur. Das hoffe ich, im zweiten Durchgang beheben zu können.
Als die erste Schicht getrocknet ist, trage ich eine dünne Schellackschicht auf, um das, was schon gemacht ist, gegen ein Verwischen oder Verschmieren zu schützen. Der Schellack wird dazu mit viel Spiritus verdünnt – er bildet so eine ultradünne Schutzschicht aus, nimmt aber trotzdem noch Wasser an, ohne zu perlen.
Allerdings, das sei unbedingt angemerkt, ist diese Schicht sehr empfindlich – sie ist so dünn, dass sie durch die darauf aufgetragene Lasurschicht schnell anweicht. Man sollte also zügig arbeiten und nicht mehrmals über die selbe Stelle pinseln. Sollte sich dennoch etwas lösen, so kann man das, nach ein wenig Antrockenzeit, durch Stupfen mit einem farbbenetzten Schwamm kaschieren. Aber dabei muss man ganz besonders behutsam vorgehen, um nicht noch mehr Schaden anzurichten.
Auch ganz wichtig: die zweite Lasurschicht erst auftragen, wenn der Schellack komplett abgetrocknet ist, denn sonst wird er grau, wenn er mit Feuchtigkeit in Berührung kommt. Das vorab.
Also – auf diese Lackschicht trage ich im zweiten Durchgang etwas dickflüssigere Lasur auf und setze deutliche Akzente mit Schwarz, um mehr Zeichnung reinzubringen. Von der ersten Schicht ist nun kaum noch etwas zu sehen und der Spiritus bildet in der dickeren Lasur sehr viel zögerlicher erkennbare Tropfen aus. Ich tropfe deshalb auch noch mit der Spritze ein paar größere Augen, die tatsächlich besser zu erkennen sind – und die abschließende Lackschicht arbeitet die Kontraste zusätzlich hervor, sodass ich mit dem Ergebnis schließlich doch noch sehr zufrieden bin! Nichtsdestotrotz wünsche ich mir für den nächsten Wurzelholzrahmen, den ich natürlich sofort im Anschluss in Angriff nehme, eine deutlichere Augenstruktur.
Wurzelholzrahmen nach Methode Zwei – Spritzen durchs Teesieb und Kanüle aufsetzen
Nun hatte ich ja während der Trockenphasen von Rahmen Eins genügend Zeit, drüber nachzudenken, wie ich das mit den Augen lösen könnte. Die Lasur muss dünnflüssig sein, nicht zu dunkel, sie muss dünn aufgetragen werden und trotzdem Kontraste erzeugen, sie darf nur Acrylfarbe und Wasser enthalten – die darin enthaltenen Pigmente nicht zu fein, nicht zu grob – die Tropfen sollten unterschiedlich groß sein, mit einer gewissen Wucht auftreffen – wie ist das zu lösen?
Ich habe eine Möbellasur von Contura, die die richtige Farbe und Dünnflüssigkeit hätte. Sie reagiert auch gut auf Spiritus, aber die Pigmente sind so fein, dass sie nur unbefriedigende Augen ausbildet. Also gut, dann mische ich sie eben mit einer Acrylfarbe und einem Prislein Pulverpigment und, natürlich, etwas Wasser. Es dauert ein wenig, bis ich die perfekte Mischung gefunden habe, aber die ist wirklich gut: farblich kräftig, aber immer noch transparent und flüssig genug, haftet jedoch trotzdem bis zu einem gewissen Grad auf der Oberfläche. Und enthält genügend Pigmentpulver, das zu konturscharfen Rändern wegtrocknet.
Heureka, Halleluja und Jipppieehjeah!
Ich mische mir ein warmes Dunkelbraun, ein Schwarzbraun und etwas Ocker-Orangefarbenes und teste nochmal auf einem Probebrettchen. Dann beginne ich, mit dem Spiritus herumzuprobieren. Ich teste gerade unterschiedlich große Kanülen, als ich aus Versehen den Lasurfilm mit der Kanülenspitze berühre. Bääääm!
Wie ein Laserstrahl durchdringt die mit Spiritus benetzte Nadel die Oberfläche der Lasur, die winzige Spiritusanhaftung setzt die Oberflächenspannung außer Kraft und ein perfektes Maserauge entsteht. Ungläubig versuche ich es nochmal und nochmal. Perfekt!
Ab jetzt kann ich einen guten Teil des Ergebnisses wissentlich und gezielt herstellen! Heureka, Halleluja und Jipppieehjeah!
So kann das in Großproduktion gehen!
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