VERBALLHoRNT & TROTZDEM FAST ScHÖN

ODER: SPRACHGEBRAUCH UND WAS TATSÄCHLICH GEMEINT WAR…


Des Öfteren schon habe ich mich an dieser Stelle über verschiedene Aspekte der Sprache ergangen, ist sie doch nicht wegzudenken, wenn es, ganz neutral gesagt, um zwischenmenschlichen Informationsaustausch geht. Und da spreche ich natürlich nicht nur vom Wiedergeben blanker Fakten, sondern auch und gerade davon, dass man mit Sprache beeinflussen kann. Nicht inhaltlich – die Wortwahl macht’s!

Es gibt so viele wunderbare Ausdrücke in der deutschen Sprache, die einen komplexen Sachverhalt extrem präzise wiederzugeben in der Lage sind, und das mit nur einem Wort, onomatopoetische, die das, was sie beschreiben, zugleich akustisch untermalen, und selbstverständlich auch viele, die einfach nur schön klingen. Leider sind die meisten davon nur noch selten zu hören. Doch müßig, darüber zu wehklagen, ein riesiges Tamtam zu veranstalten, denn Sprache ist beileibe nichts Totes. In anderen Worten: Es macht keinen Sinn, dem hinterherzuheulen und einen Riesenhype draus zu machen, denn Sprache lebt nun mal.

Inhaltlich ein übereinstimmender Tenor, aussagetechnisch jedoch liegen Welten dazwischen. Aber jeder nach seiner Façon, sage ich da nur.

Meine großmütige Toleranz allerdings findet ein jähes Ende und mündet in blankes Entsetzen, wenn ich Wortschöpfungen vernehme, die rundweg falsch sind, jedoch mit einer derartigen Überzeugung und Penetranz verbreitet werden, dass schon fast zu befürchten steht, sie halten doch noch Einzug in den Duden. An vorderster Front sind da das verballhornte „zumindestens“ zu nennen – und selbstverständlich der sagenhafte „Einzigste“. Auch die „Glasvitrine“ ist gruselig, kann aber den beiden anderen das Wasser nicht im entferntesten reichen. Nichtsdestotrotz kann man mir damit den Tag verderben.


Das wiederum gelingt nicht, wenn ich Zeuge einer anderen Art des Sprachgebrauchs werden darf – nämlich dem des mal aufgeschnappten, aber nicht richtig verstandenen Fremdworts. So war mir jahrelang die Freude zuteil, einen Meister dieser Disziplin als Kollegen an meiner Seite zu haben. Musste er zum Beispiel etwas teilweise löschen, so tat er das partionell. Und es gab eine Krankheit, die ihm als Pathologie wohlbekannt war. Welche? Das weiß nur er selbst.

Diese selbstgemachten Fremdwörter haben übrigens manchmal auch etwas sehr Assoziatives. So klagte neulich eine junge Mutter der anderen ihr Leid: „Die Kids schnappen ja alles auf. Kaum ist der eine gesund, bringt der andere wieder was mit. Und ich, ich krieg alles. Ich sag dir, die ganze KiTa ist virtuell TOTAL verseucht!“ Ich lächelte wissend, schneuzte dezent in mein letztes Papiertaschentuch und dachte, wie kommts, an ein Großraumbüro…

BARBARA Written by:

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