WIe ES IM REISEFOTOGRAFIE-BuCHE STEhT

UNSERE BESTEN FOTOS AUS DEN VERGANGENEN JAHREN

Reisefotografie, 384 Seiten, 30×30 cm, 150 g/m² Bilderdruckpapier Lumisilk, bestehend aus 5 Kapiteln (Tiere, Pflanzen, Landschaften, Menschen, Impressionen aus Werber-Sicht), Übersichtskarte und Inhaltsverzeichnis. Gerade noch in Arbeit: 24-seitiger Beihefter mit Gedanken und Informationen zu jeder Doppelseite.

Lange hatte ich mir Gedanken gemacht, nach welchen Kriterien ich die Bilder sortieren soll – nach Ländern, von Süd nach Nord, nach Farbwelt, nach einer gewissen Dramaturgie? Nein, das war nicht zufriedenstellend und keine dieser möglichen Lösungen ließ sich kapitelübergreifend anwenden. Ich musste etwas anderes finden!

Dann plötzlich erkannte ich Gemeinsamkeiten, Gegensätzlichkeiten und bildete Bildpaare, die ich unter dem jeweiligen Nenner gegenüberstellte. Dieser Nenner erscheint auf jeder Doppelseite als typografisches Zierelement und wird im Beihefter kurz erläutert. Der Beihefter wiederum erlaubt ein Lesen der Informationen während des Blätterns im Fototeil, ohne ständig im hinteren Teil des Buchs, das ein beachtliches Gewicht aufweist, nachschlagen zu müssen.

Tja, eigentlich wollte ich ja diesmal ein reines „Bilderbuch“ machen, jetzt wird es doch wieder jede Menge Schreibarbeit. Doch das folgt peu à peu. Jetzt freuen wir uns erst mal über das Buch. Übrigens, 30 x 30 Zentimeter sind verdammt groß und 3 Kilogramm ordentlich schwer…

Jedes Kapitel wird mit einer Doppelseite eingeleitet, die stets einheitlich gestaltet ist. Auf der linken Seite, rechtsbündig und in Versalien, kommt jeweils die Kapitelüberschrift zu stehen. So können die unterschiedlich langen Begriffe stets an der gleichen Stelle und in gleichbleibender Schriftgröße platziert werden. Ebenfalls auf der linken Seite, mit Ausrichtung am unteren Satzspiegel, ist Raum für einen ein- oder zweispaltigen Einleitungstext.

Die rechte Seite greift die neun Quadrate des Titels auf, zeigt jedoch nur ein Motiv, das sich über alle Quadrate erstreckt. Dabei sind 8 Bildausschnitte deutlich abgedunkelt, nur ein Quadrat zeigt den Bildausschnitt in unveränderten Farben. Dieses Quadrat sitzt auf jeder der 6 Kapiteltrennseiten an einer anderen Stelle.

Nach diesem Kapiteltrenner folgen die zum Kapitelthema passenden Bilder in Paaren, eine abgesoftete Headline, die gleichzeitig als typografisches Zierelement fungiert, stellt die inhaltliche Verbindung zwischen den beiden Bildern her. Bildunterschriften ergänzen die zunächst knapp bemessen Information über die beiden Motive. Im herausnehmbaren Beihefter kann man zu jeder einzelnen Doppelseite näheres nachlesen.

PINOCCHIO
Der kleine Italiener ist allseits bekannt für seine lange Nase, die jedes Mal, wenn er lügt, noch ein Stückchen wächst. Unsere beiden Langnasen haben diese natürlich nicht vom Schwindeln, sondern sie ist angeboren. Beim Elefanten ist der Rüssel, der aus 40.000 Muskeln besteht, jedoch nicht nur Riechorgan, sondern dient auch vielen anderen Zwecken: er dient als Waffe, als Greifhand beim Fressen oder als Saug- und Druckpumpe beim Trinken. Gelegentlich wird der Elefantenrüssel beim Baden oder Schwimmen auch als eine Art Schnorchel eingesetzt. Mit Hilfe des Rüssels kann ein Elefant Äste und Pflanzen aus bis zu 7 Meter Höhe erreichen.
An der Rüsselspitze befinden sich empfindliche Tasthaare, welche auch kleinste Unebenheiten wahrnehmen. So eignet sich der Rüssel auch zum Tasten. Solche Fähigkeiten hat die lange Nase des Rüsselspringers nicht. Sie ist zwar sehr beweglich, kann aber keine Objekte manipulieren – es ist lediglich eine Nase, die man überall reinstecken kann …

SCHLIMME FINGER
Nein, der Guereza ist nicht wirklich ein „Schlimmer Finger“ und erst recht kein Ex­hibitionist! Viele Primaten, einschließlich der Gorillas und Schimpansen, zeigen ihren Penis als soziales Signal. Diese sogenannte Genitalprä­sentation, bei der die Geschlechtsorgane auffällig zur Schau gestellt werden, ­zeigen den Artgenossen, wer hier das ­Sagen hat. Egal, ob als Revierkennzeichnung und Im­ponierverhalten gegenüber Artgenossen, als Drohgebärde und Demonstration der Rangordnung – der Penis schafft Klarheit.  
Erstaunlicherweise wird er jedoch auch als Beschwichtigungsgeste und Zeichen der Anerkennung gegenüber ranghöheren Tieren präsentiert, also genau das Gegenteil einer Machtdemonstration. Warum übrigens wir vom Guereza mit dieser Zurschaustellung beglückt ­wurden, ist schwer zu sagen – vielleicht hat er auch nur vergessen, sich schicklich zu bedecken, weil er zu überrascht von unserem Auftauchen war. Sicher ist nur: Primaten sind sehr wohl in der Lage, auch Menschenfrauen als weibliche Wesen zu identifizieren und die haben dann ihre liebe Not, ernst genommen zu werden. Weibchen haben nämlich bei männlichen Primaten wenig zu melden …
Auch das zweite Tier ist kein „Schlimmer Finger“, im Gegenteil. Beim Aye-Aye handelt es sich vielmehr um einen Lemuren, der noch sehr ursprüngliche Merkmale aufweist. Dazu gehört ein immens ­langer, knochiger Mittelfinger, mit dem er geschickt Essbares aus ­kleinen Löchern und Spalten pult. Aufgrund dieses Fingers, seiner Nachtaktivität und seines etwas derangierten Äußeren gilt er, völlig zu Unrecht, bei vielen Madagassen als Unglücksbringer, der getötet werden muss und ist deshalb in seinem Fortbestand stark gefährdet. Gleichzeitig setzt dem urtümlichen Primaten, wie so vielen anderen Tieren, auch ein zunehmender Lebensraumverlust zu.

TWIGGY VS. RUBENS
Jede Zeit hat ihre Mode, ihre Schönheitsideale. Im 17. Jahrhundert, die Zeit, in der Peter Paul Rubens, der berühmte Barockmaler lebte, ­galten ausgeprägte weibliche Rundungen als absolutes Ideal. Üppige Figuren, die damals Wohlstand, Fruchtbarkeit und Attraktivität symbolisierten, so üppig, dass man sie heute als adipös bezeichnen würde.
Oder, Ende der 1960er Jahre, das genaue Gegenteil: Twiggy, ein Model, das ungeheuer dünn und knabenhaft über die Laufstege klapperte, war absolutes Vorbild und trieb unzählige Mädchen und Frauen in die Magersucht. Bei Tieren spielen hingegen andere Merkmale eine wichtige Rolle bei der Partnerwahl. Gott sei Dank!

ECHT CRASS
Ja, krasse Pflanzen, die wir hier vor uns haben. Crassula columnaris ist etwa daumennagelgroß, die Pseudohemispherica auf dem Bild hatte ungefähr den Durchmesser eines Eierbechers – und dennoch sind beide vollendete Kunstwerke und hochspezialisierte Überlebenskünstler in einer harschen Umgebung. Auch sie betreiben natürlich Photosynthese, aber anders als „normale“ Pflanzen. Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid wird nicht sofort, also tagsüber, zu Glukose und Sauerstoff verarbeitet, weil zu diesem chemischen Prozess die Stomata geöffnet sein müssten. Das aber würde den Pflanzen in ­ihrem sehr heißen und extrem trockenen Lebensraum zu viel Wasser durch Verdunstung entziehen. Deshalb verwandeln sie das aufgenommene CO2 vorübergehend in Apfelsäure; der Decarboxylierungsprozess findet erst nachts statt, wenn die Stomata gefahrlos geöffnet werden können. Diesen Vorgang nennt man CAM, den Crassulaceen-Säuremetabolismus – eine erstaunliche Anpassung an scheinbar unwirtliche Lebensbedingungen. 

EIN SCHELM …
… wer Böses dabei denkt. Diese Worte, die auf einer Übersetzung des französischen Wahlspruchs des Hosenbandordens beruhen, besagen, dass nur ein böser Mensch schlimme oder anstößige Gedanken hegt, wenn er einer bestimmten Sache ansichtig wird. 
Nun wird sicher auch bei dem einen oder anderen guten Menschen ein zweideutiger Gedanke aufblitzen, doch das ist nicht verwerflich, solange es keine Konsequenzen hat. Schlimm wird das Ganze erst, wenn aufgrund der einschlägigen Assoziationen ein Besitzwunsch, eine Will-haben-Gier ausbricht – und das nicht nur bei einem Schelm, sondern bei Hunderttausenden, ja gar Millionen. Und genau das ist während der Corona-Pandemie passiert. Epizentrum: Asien. Medium: Instagram und Konsorten. Konsequenz: hunderte Arten höchst ­seltener Sukkulenten stehen vor der Ausrottung oder sind in freier Wildbahn bereits nicht mehr existent. Näheres zu diesem Thema ­unter bariez.com/succulent-plant-poaching

FORTPFLANZE
Was hier aussieht wie schmale Streifen aus dunkelbraunem Samt, sind Sori – sie befinden sich auf der Unterseite der Blätter von Hirschzungenfarn und beherbergen Sporen, die „Samen“ des Farns. Die Sori sind schräg zur Mittelrippe parallel über die Seitennerven angeordnet und enthalten die Sporangien, welche die Sporen umschließen.
Sporen wiederum sind die typischen, mikroskopisch kleinen Fortpflanzungs­einheiten der Farne, die der ungeschlechtlichen Vermehrung dienen. Sie werden, leicht wie sie sind, vom Wind verweht. Landen die Sporen an einem ­feuchten, schattigen Ort, können sie auskeimen und einen Vorkeim, den sogenannten Gametophyt bilden. Dieser Vorkeim produziert männliche und weibliche Fortpflanzungsorgane, aus denen sich nach der Befruchtung eine neue Farnpflanze entwickelt.
So kompliziert ist es bei der Borstenhirse nicht. Sie vermehrt sich generativ, das heißt, sie bildet Samen aus. Bis zu ihrer Reife sitzen ­diese eng am Stängel und werden von den „Borsten“ geschützt – so gut das eben möglich ist. Denn natürlich gibt es zahlreiche Vögel, die sich von diesen Grannen nicht abhalten lassen und die Leckerbissen ernten, bevor sie zur Vermehrung des dekorativen Süßgrases bei­tragen können. 

KITSCH AS KITSCH CAN
Darf ich vorstellen? Zwei Touristenmagnete der Extraklasse: Namibia, Namib-Naukluft Nationalpark, Sossusvlei-Gebiet. Die Dünen im Sossusvlei gehören zu den höchsten der Welt und sind etwa 5 Millionen Jahre alt. Sie bestehen aus feinem rötlichen Sand und können Höhen von bis zu 300 Metern erreichen. Ich wollte nie dort hin, zu grauenhaft finde ich Touristenansammlungen. Dann ließ ich mich doch über­reden und hatte unheimliches Glück. Es war vergleichsweise wenig los (was für meinen Geschmack eigentlich immer noch zu viel ist) – und die Landschaft ist eben leider doch mehr als geil! Hier eine der höchsten Dünen im Morgenlicht – ein Bild wie gemalt und atem­beraubend schön!
Zweite Location: die Baobab-Allee bei Morondava, Madagaskar. Sie ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Landes und besteht aus einem etwa 260 Meter langen Abschnitt einer Sandpiste, gesäumt von 20 bis 25 majestätischen Baobab-Bäumen der Art Adansonia grandidieri, die jeweils etwa 30 Meter hoch sind. Vor Sonnenuntergang sammeln sich hier täglich hunderte von Touristen. Nix für mich. Aber gut, wenn ich schon da bin… Und es war in der Tat eine Massenveranstaltung. Das Gute daran ist, dass im Gegenlicht die meisten Touristen mit den Silhouetten der mächtigen Stämme verschmelzen und so auf den Bildern nicht zu sehen sind – und der Anblick der Baobabs im Lichtspiel der untergehenden Sonne so grandios ist, dass man den Rest um sich herum einfach vergisst. 

SCHUMMERLICHT
Sonnenuntergänge sind immer wieder ein Highlight, egal, ob sich nun dramatische Wolken noch dramatischer verfärben oder ein dunstiger Himmel die Palette aller verfügbaren Pastelltöne ausschöpft. Be­sonders reizvoll wird es, wenn sich ein Scherenschnitt-Effekt ergibt, indem sich ein Tier, eine Pflanze in den Sonnenuntergang schiebt und durch das Gegenlicht nur als Silhouette zu erkennen ist.
Und da sind wir schon beim Thema – erkennen. Natürlich gibt es bestimmte Umrissformen, die man sofort identifizieren kann: Elefant, Giraffe, Baobab, Schirmakazie, oder wie hier, der Köcherbaum. ­Aloidendron dichotomum, so der wissenschaftliche Name, ist jedem Afrikareisenden wohlbekannt – ein Blick, und man erkennt dieses charakteristische Symbol, kann es zuordnen. Ich will damit nicht sagen, dass ein derart hoher Symbolcharakter schon fast langweilig anmutet, sondern möchte nur dazu ermuntern, es auch mal mit einem weniger ikonischen Motiv zu versuchen.
Auch das kann einen unwiderstehlichen Zauber ausstrahlen, wie das Bild auf der rechten Seite zeigt: Sonnenuntergang über einem Miombowald. Miombo ist ein lichter Trockenwald mit laubabwerfenden Bäumen. Wenn im Frühling die neuen Blätter austreiben, so sind diese zunächst nicht grün, sondern rot, hellbraun oder milchkaffeefarben. Diese Pigmentierung schützt den zarten Blattnachwuchs, der erst grün wird, wenn er ein wenig robuster ist. Gerade im Frühjahr also präsentiert sich der Miombowald besonders reizvoll, ein Farbspiel, das sich im Schummerlicht eines Sonnenuntergangs noch verstärkt. Mit der scherenschnittartigen Silhouette eines knoŕrigen, blattlosen Baums im Vordergrund umso mehr ein lohnendes Motiv!

GÜLDENE FLUT
Rezept zur Goldherstellung, zumindest was die Optik anbelangt: man nehme eine beliebige Landschaft – nun ja, ansprechend sollte sie schon sein -, suche einen schmeichelhaften Ausschnitt und warte auf den richtigen Sonnenstand. Mit der geeigneten Kameraeinstellung abdrücken und schon wird aus strohgelbem Gras, aus einer einfachen Wasseroberfläche etwas Wertvolles – eine Güldene Flut!

Ab hier existieren noch keine Texte bzw. befinden sich noch in der Lektoratsphase.

Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, sieht man oft kuriose Sachen, die jedoch oft nicht mit einem Datensatz in Starfoto-Qualität auf der Speicherkarte landen – man kann ja nicht dauernd und überall anhalten. Wenn man man in der Werbebranche tätig ist, achtet man natürlich besonders auf Kuriositäten aus dem eigenen Fachbereich UND man findet eine Lösung, die kuriosen Schnappschüsse trotz mangelnder Starfoto-Qualität adäquat zu präsentieren.
Das Motto: Die zehn Leitsätze für gute Werbung

BARBARA Written by:

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