ALTE SCHRANKTÜR IN EDLEM LOoK – BUCHE GOeS WURZELHOLZ

Ein schmuckloser Spiegelrahmen goes Wurzelholz!

Die legendäre Sparsamkeit meines Opas war ja schon einmal Herzstück einer Upcylinggeschichte. Und diesmal ist es wieder so: eine Schranktür, sackschwer, mit schlichter Holzfassung, die einen Spiegel mit Schliff umfasst, hing ewige Jahre bei uns im Treppenhaus. Praktisch, wenn man morgens aus dem Haus geht – da kann man noch einen letzten prüfenden Blick auf die eigene Gesamterscheinung werfen.

Wie der Opa dieses gewichtige Ding mal nachhause transportiert hat, das weiß ich nicht. Er war ja immer mit dem Radl unterwegs gewesen, doch damit? Keine Chance! Auch ich verzichtete nun, aufgrund des Gewichts, das Teil in den Keller oder Dachboden zu schleppen. Stattdessen ging es nur ein halbes Stockwerk nach oben, in meine Wohnung, in die Küche. Aber ich musste die alte Spiegeltür in einen Raum bringen, in dem ich sie bearbeiten konnte, denn ich wollte sie endlich aufhübschen. Nun ja, die Küche ist nicht gerade DER Ort für handwerkliche Tätigkeiten, aber so viel Schmutz und Staub würde die Aufhübschung nicht verursachen, denn ich hatte vor, ihr einen Wurzelholz-Look verpassen. Und das ist eine eher feuchte, denn staubige Angelegenheit….

Herausforderung ungewölbte Oberfläche

Diese Wurzelholz-Imitationstechnik hatte ich erst kürzlich „erfunden“ und war vom Ergebnis im Kleinen, nämlich bei Bilderrahmen, so begeistert, dass ich das hier jetzt auch ausprobieren möchte. Ganz andere Voraussetzungen allerdings: die Bilderrahmen hatten ein Innenmaß von 18×24 Zentimetern und eine 30 Millimeter breite Profilleiste, die Spiegelleiste ist 9 bzw. 10 und 12 Zentimeter breit, komplett flach, der Rahmen 60 Zentimeter in der Breite und 150 in der Höhe. Als zweite Herausforderung habe ich eine Mehrfacheinlage in hellerem Wurzelholz, abgesetzt durch lackschwarze Streifen geplant. Schaumer amal, ob das was wird…

Zwei Stühle, zwei Volvic-Kisten, den Spiegel hochgehievt. Als erstes schneide ich aus schwarzem Karton die schwarzen Elemente heraus und lege sie auf dem Rahmen aus, um deren Wirkung noch einmal zu prüfen und eventuelle Korrekturen vorzunehmen. Die schmalen Streifen können einen Tick breiter werden, der gesamte Zierblock noch ein Stück höher rutschen, damit er optisch nicht der Gravitation anheim fällt. Als alles passt, notiere ich die Maße, klebe den Spiegel ab (ein Entnehmen aus dem Rahmen ist mir zu riskant) und grundiere zweimal mit Wandfarbe in Caramelbraun.

Ungewöhnliches Schleifmittel Spülschwamm

Als alles trocken ist, schleife ich mit einem Spülschwamm drüber, um Pinselriefen zu entfernen. Spülschwamm? Ja, ein stinknormaler Spülschwamm mit einer Pfannenreinigungsseite aus Kunststoff. Damit nimmt man gerade so viel Material von der gestrichenen Oberfläche, dass sich Pinselriefen glätten, die Reibungsenergie, also die entstehende Wärme, glättet zusätzlich.. Fast wie beim Polieren von Fingernägeln. Ein ideales Schleifgerät für derartige Oberflächen.

Danach mische ich die Grundierung für die helleren Holzpartien (siehe oben), streiche und glätten auch diese. Nach der kompletten Trocknung erfolgt die partienweise Aufbringung der Wurzelholz-Optik nach der Methode, die ich auch bei den Bilderrahmen angewendet habe. Und stelle fest: es funktioniert genauso gut, wie bei der leicht gewölbten Oberfläche, wenn man noch etwas sparsamer dosiert – sowohl die Lasur als auch den Spiritus.

Problemlösung ebene Oberfläche

Durch die ebene Oberfläche nämlich kann die vom Spiritus verdrängte Lasur nicht abfließen und es entstehen riesige, schwer trocknende Pfützen, die auch nach dem Trocknen nicht schön aussehen würden. Trotz der sparsameren Dosierung ist diese Pfützenbildung jedoch nicht ganz zu vermeiden und man muss die Farbseen mit einem Docht aus gezwirbeltem Küchenkrepp immer wieder etwas „abpumpen“. Die Trocknungszeit verlängert sich dennoch spürbar, was die Sache etwas in die Länge zieht. Und natürlich schlägt die viel größere Fläche zeitlich ebenfalls zu Buche.

Sonst aber ist kein nennenswerter Unterschied zu bemerken – und eine wunderschöne Wurzelholzmaserung entsteht. Als diese fertig ist, lackiere ich diese Partien mit verdünntem Schellack, sodass sie geschützt sind und ich die schwarzen Zierelemente in Angriff nehmen kann.

Dazu ziehe ich ganz vorsichtig die Abklebung aus Kreppband ab, immer langsam von der fertigen Oberfläche weg und in möglichst flachem Winkel. So minimiert sich das Risiko, etwas von der bereits aufgebrachten Farbschicht mit abzureißen. Natürlich kann das trotzdem passieren, doch in der Regel können diese Schäden sehr leicht retuschiert werden. Das aber macht man besser erst ganz zum Schluss.

Jetzt wird erst mal die Abklebung für die schwarzen Elemente aufgebracht und die entsprechenden Partien mit schwarzer Acrylfarbe mehrfach gestrichen. Nach deren Trocknung poliere ich auch diesmal mit dem Spülschwamm Pinselriefen heraus, bevor ich das Klebeband entferne. Wieder sehr langsam und vorsichtig und in flachem Winkel – nun aber zur neu gestrichenen Oberfläche hin, denn es wäre der größere Schaden, ginge dabei etwas von der Wurzelholz-Imitation mit ab.

Nötige Retuschen

Doch alles geht soweit gut. Winzigste Absplitterungen, bei denen die Grundierung durchscheint, sind schnell mit spitzem Pinsel und unverdünnter, brauner Acrylfarbe unsichtbar gemacht. Und nach dem Trocknen ist davon nichts mehr zu sehen! Nun kann, bei Bedarf, eine Gesamtnachdunklung mit brauner Möbellasur und danach die mehrfache Lackierung mit unverdünntem Schellack erfolgen.

Ist alles gut durchgetrocknet, kann zum Schluss auch die Schutzabdeckung des Spiegels, sofern dieser vorher nicht ausgebaut wurde, entfernt werden. Doch nun wird ein Problem sichtbar, an das ich im Vorfeld nicht gedacht hatte. Der Rahmen ist ja auf der Unterseite hell geblieben- und diese hellere Farbe spiegelt sich nun sichtbar und sehr störend in einer schmalen Kante rund um den ganzen Rahmen herum.

Hat man den Spiegel zu Beginn der Veredelung ausgebaut, empfiehlt es sich also, auch dessen Rückseite am inneren Rand dunkel anzumalen. Weil das in meinem Fall jedoch nicht möglich ist, kleckere ich kurzerhand dunkle Möbellasur unter den Rand – mit einer Einwegspritze und stumpfer Kanüle. Bingo – der helle Rand verschwindet wie von Zauberhand und überschüssige Lasur kann nach dem Trocknen problemlos mit einem weichen Tuch wegpoliert werden!

Nun muss ich den fertigen Spiegel nur noch auf einem Foto in Szene setzen – was sich als schwierigster Part dieser Wiederbelebung erweist. Egal, wie man ihn dreht, wendet, stellt, irgendetwas Störendes spiegelt sich immer. Flach auf den Boden gelegt und mit Photoshop nachgeholfen, gelingt schlussendlich doch noch ein „neutraler“ Schnappschuss, auf dem nichts vom neuen Rahmen in Wurzelholz-Optik ablenkt…

BARBARA Written by:

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