Sicher kennt ihr das – das Werkstattchaos, in dem sich nur noch derjenige auskennt, der es auch angerichtet hat… Und selbst das ist manchmal nicht ganz einfach.
Nun habe ich das Glück, eine Werkstatt im Keller zu besitzen, die vorher mein Papa und davor der Opa unter ihrer Obhut hatten. Beide waren von Haus aus sehr ordentlich und hatten zudem Ehefrauen, die mit unnachahmlicher, aber wortloser Beharrlichkeit darauf bestanden, dass nach jedem Male, da die Werkstatt benutzt wurde, im Anschluss das angerichtete Chaos selbstverständlich sofort wieder zu beseitigen war. Denn was würden da die Leute sagen…
Da sag ich nur: selbst ist die Frau! Und ich gebe mir derartige Ordnungsanweisungen nur, wenn ich es für absolut unabdingbar halte. Was die Leute sagen würden, ist mir egal – davon abgesehen, dass ja ohnehin niemand außer mir, und vielleicht meiner Mama, diesen Raum betritt. Doch es gibt etwas, was ich ganz dringend in ein gewisses Ordnungssystem bringen wollte: die Regale mit den unzähligen Schachteln, die Nägel und Schrauben beherbergen.
Papa hatte diese zwar fein geordnet und auch beschriftet. Aber eben leider nur ganz zaghaft mit kaum lesbarer Bleistiftschrift – und so stand ich jedes Mal da und blinzelte mir die Beschriftung vergeblich scharf. Also musste da ne lesbare Lösung her. Da ich aber nichts ohne System mache, kam ein simples Nachkrakeln mit schwarzem Stift nicht infrage, das versteht sich wohl von selbst!
Deshalb tüftelte ich eine Weile und kam zu folgendem Ergebnis: ein farblicher Unterschied sollte sofort zeigen, ob es sich beim Inhalt um Nägel oder Schrauben handelte. Und ich wollte möglichst wenig mit der Hand schreiben, Stichwort Sauklaue…
Die Lösung: selbstklebende Universaletiketten mit Ankreuzmöglichkeit und kleinem Schreibfeld für die jeweilige Größe der Metallstifte. Schrauben mit grünen Etiketten, Nägel mit gelben. Nun galt es nur noch, die jeweiligen Charakteristika von Nägeln und Schrauben zu sammeln und in ankreuzbare Symbole umzuwandeln.
Diese gliedern sich, so sammelte ich emsig zusammen, in Kopfform, Schaftform, Stiftbeschaffenheit und Material bei den Nägeln und Kopfform, Schlitzform und Gewindeart bei den Schrauben. Dazu gibt es noch je ein Beschriftungsfeld für Länge und Stärke und die Etiketten sind zudem durchnummeriert. Mit diesen Vorlagen habe ich mehrere A4-Seiten gefüllt, diese anschließend auf laserdrucktauglichen Selbstklebebögen ausgedruckt, ausgeschnitten und die einzelnen Schachteln, nach dem Eintrag der Größe und dem Anmarkern der spezifischen Merkmale des Inhalts, damit beklebt.
Um einen noch besseren Überblick zu bekommen, habe ich jeder Schachtel einen Musternagel entnommen und, entsprechend nummeriert, mit der Heißklebepistole auf einer dünnen Multiplexplatte festgeklebt – auf einer Seite die Nägel, auf der anderen die Schrauben. Dann die Platte, ähnlich den Nachschlagetafeln an einer Supermarktkasse, mit Scharnieren an der Seitenwand eines Regals festgeschraubt. So kann ich jetzt immer ganz genau sehen, wo was drin ist – und das sowohl bildlich und als auch in echt. Und das ist unschlagbar
Fragt sich nur, wie lange…
Außerdem – ich habe noch diverse Rollregale und andere Verstaumöbel hinzugekauft bzw. geschreinert – brauchte ich eine Lösung, mit der ich variabel beschriften konnte. Wenn man sich neu einrichtet, kann es ja passieren, dass das ein oder andere noch einmal umgeräumt werden muss oder etwas hinzukommt. Und Mama sollte sich natürlich auch noch zurechtfinden. Also kaufte ich transparente Selbstklebehüllen in Visitenkartengröße, in die man beschriftete Kärtchen einstecken und das Ganze dann entsprechend aufkleben konnte.
Auf diese Weise ist wenigstens ein bisschen Dauerordnung eingekehrt, was nicht schadet, da ich ja sonst nur aufräume, wenn ein Projekt abgeschlossen ist oder es gar nicht mehr anders geht. Oder das Chaos schon bis in die Wohnung reicht…
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