WuRMALARM – MAKEoVER MIT HINDERnISSEN

ODER: DIE GESCHICHTE EINES AUFDRINGLICHEN WURMS

An sich bin ich ja sehr tierlieb, so sehr, dass sogar große, schwarze Wolfsspinnen einen Namen bekommen, wenn im Herbst das Wetter umschlägt und die armen Tiere Zuflucht in meinem Schlafzimmer suchen. Gut, meine Liebe geht nicht so weit, dass jede Spinne einen eigenen Namen bekommt – sie heißen alle Mathilde – aber sie dürfen erst Mal ne Nacht bleiben, bevor ich sie vorsichtig an einen geschützten Ort beim schönsten aller Kellerschächte bringe. Wo die Liebe aufhört? Bei Würmern – und zwar bei denen, die sich in eine Sache einschleichen. Da ist der Wurm drin, so sagt man ja…

So ein Wurm – ein sprichwörtlicher, den man nicht zu Gesicht bekommt – wohnte auch dem Makeover meines Couchtischs inne. Und immer noch könnte ich mich aufregen! Am meisten über mich selbst, die ich den Wurm förmlich angelockt habe. Den Wurm? Nein, es waren gleich mehrere …

So sah er vorher aus, der Tisch. Von meinen Großeltern geerbt, tat er lange gute Dienste. Nun, nach über 25 Jahren, sah man dem Lack jedoch sein Alter an. Abgeschlagene Kanten, auch auf der Fläche die ein oder andere Fehlstelle – nein, er gefiel mir so nicht mehr. Er ist ja nix besonderes, aber ich liebe ihn trotzdem, und praktisch ist er auch. Nun, da ich meine Leidenschaft fürs Furnieren entdeckt habe, könnte ich ihm doch eine Überarbeitung angedeihen lassen – und gleichzeitig meine nächsten Übungsziele angehen: größere Flächen und Spiegeln/Kontern – dachte ich mir …

Ein Blick in meine Furnierkiste macht die Entscheidung nicht unbedingt einfacher. Doch schließlich ist die Sache für mich klar. Es wird Tineo, indischer Apfel. Ein schönes, sehr farbenfrohes Holz mit ausgeprägter, hübsch unregelmäßiger Äderung – wie gemacht für die Spiegelungen. Und gearbeitet hab ich damit auch noch nie. Wird also Zeit!!!

Indischer Apfel … Merkst was? Da ist der Wurm quasi schon mit dabei! Ich bemerke ihn aber nicht, auch nicht, als ich mich am Computer mit der Gestaltung rumschlage, schließlich eins zu eins ausdrucke und die 6 Blatt A3 zu einer Vorlage zusammenklebe. Und der Wurm, der hält sich immer noch gut versteckt…

Glücklich über meine Wahl, suche ich die schönsten Furnierblätter aus dem Tineostapel und schneide sie in exakte 30 Grad-Kuchenstücke – und schleppe den Wurm ein, indem ich versäume, mich über die Eigenschaften dieser Holzart zu informieren. Stattdessen setze ich sorglos die Stücke zu einem hübschen Grätmuster zusammen und freue mir ein Loch in den Bauch… Die Stücke werden mit Kreppklebeband fixiert. Sehr hübsch!!!

Dann numeriere ich durch: ein Innenkreis, ein Außenkreis. Der zweite Wurm schärft seine Zähne. Wie am Computer simuliert, wende ich jedes zweite Stück im Innenkreis. Was am Bildschirm so toll aussah, will hier nicht wirken. Ich habe in meiner Planmäßigkeit nämlich völlig übersehen, dass es vor dem Wenden viel, viel besser aussah. Wurm, du A…loch!

Na warte, ich hab dich gesehen, du kleines, doofes, gemeines Tier! Triumphierend wende ich die Tortenstücke wieder zurück – hah, Wurm, hab ich dich ausgetrickst!!!

Das gesamte Muster ist fertig gefügt und mit Nussfurnier akzentuiert. Zeit, es zu verleimen. Eine Presse besitze ich ja nicht, weshalb ich eine ausgeklügelte Konstruktion aus Schraubzwingen und Druckverteillatten zusammenschraube. Ausgeklügelt? Muahaha, lacht der Wurm… Ich hingegen mache in aller Ruhe Beiztests und höre das gemeine Gewürm partout nicht seine dreckige Lache lachen.

Als ich allerdings nach fast 24 Stunden die Zwingen löse, ist es nicht mehr zu überhören. Und auch nicht zu übersehen… der Pressdruck hat sich offenbar nach eigenen Vorstellungen verteilt, irgendwo. Nur nicht da, wo er sollte. Und auch Wurm Eins zeigt sich nun. Hätte ich mich nämlich über Tineo informiert, wäre dieser Anblick nicht minder schrecklich gewesen, aber vielleicht nicht so überraschend.

Tineo ist nämlich extrem wellfreudig. Zusammen mit dem eigenwilligen Pressdruck, liegt ein Furnierwirrwarr vor mir, das so wellig ist, dass ein sturmgepeitscher Ozean sich dagegen wie eine sanft schwappende Pfütze macht! Vor lauter Schreck vergesse ich völlig, ein Foto zu machen. Auf den folgenden Bildern war also das Schlimmste schon behoben, wie man sieht…

Noch einmal 24 Stunden später ist vom Wurm, vom Faux pas nichts mehr zu sehen, das Furnier fühlt sich trocken und glatt an. Nun werde ich lackieren. Diesmal allerdings nicht mit Schelllack, sondern etwas getränkekompatiblen. Hallo Wuhurm!!!

Die erste Lackschicht ist aufgetragen. Ich Depp, der ist ja auf Wasserbasis! Noch während ich das denke, beginnt sich das Furnier zu bewegen: es wellt sich in die alte Position zurück… Fuck you, Wurm!!!

Nach weiteren 8 Stunden vergnüglichen Plättens nehme ich schließlich doch Schelllack. Und grundversiegle die Fläche mit Bohnerwachs. Kein Wurm mehr in dieser Angelegenheit, bitte, das ertrage ich nicht mehr…

Nein, lackiert und vorversiegelt, traut sich kein Wurm mehr hervor. Gut so, denn allmählich wäre es für die kleinen Plagegeister lebensgefährlich geworden!!!

BARBARA Written by:

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