Sie haben viele Namen, diese wunderschönen Steine, die mit speziellen Knoten gefesselt werden: Wrapped Rocks, Zen Stones, Musubi oder Mizuhiki Stones. Materialien wie Rattan oder Lederbänder werden nach festen Vorgaben um Steine gewickelt und geknotet, es wird niemals Kleber verwendet, das Knotennetz hält sich selbst. Und diese Technik hat ihren Ursprung in Japan.
Also, zumindest die Knotentechnik. Die wurde der japanischen Korbflechterei entliehen. Steine damit einzuwickeln hingegen wirkt nur japanisch, ist aber keine Tradition aus dem Land der aufgehenden Sonne.
Musubi – ein Klischee?
Obwohl man das durchaus glauben könnte: ein weiser, greiser Japaner sitzt in seinem Garten voll skurril zugestutzter Bonsaibäumchen, schlingt mit gichtigen Fingern immer noch erstaunlich behende Fasern um einen formvollendeten Kiesel. Fffft, ffft, sst, rrrt, fft – fertig ist der gefesselte Stein. Und eine Schar mangaäugiger Eleven versucht, es dem Musubi-Meister gleichzutun. Ein langer, steiniger Weg zu solcher Perfektion, geprägt von absolutem Gehorsam, eiserner Disziplin und übermenschlicher Konzentration…
Musubi gibt es wirklich
Das perfekte Japanklischee wäre damit bedient. Wäre, denn unseren Musubi-Meister gibt es nicht. Sehr wohl aber Musubi, eine Teil-Kunst des Geschenkeverpackens. Eine Szene wie unter deutschen Weihnachtsbäumen üblich, wäre in Japan undenkbar. Ein eilig in billiges Papier gewickeltes Geschenk, das Papier krumm und schief fixiert mit Tesa, vielleicht noch ein Kräuselband? Achtlos und gierig aufgerissen von einem undisziplinierten Kind, das nur an den Inhalt will und sonst nix? Geht gar nicht!
Nein, in Japan ist schon die Verpackung eines Geschenks eine Wissenschaft für sich. Kunstvoll wird handgeschöpftes, mundgetrocknetes Papier oder fußgewebter Stoff drumrumgewunden und schließlich mit spezieller Knotentechnik – Musubi – fixiert. Die dazu verwendete Kordel – Mizuhiki.
Irgendjemand kam nun irgendwann auf die Idee, Mizuhiki und Musubi auf simple Kiesel zu übertragen und schon waren die Wrapped Rocks geboren. Und weil das ganze Gefummel mit dem Schurgedöns so nervenaufreibend ist, dass es in der Tat und unglaublicherweise schon wieder kontemplativ wirkt, nennt man die dergestalt verpackten Kiesel auch Zen Stones. Meditation pur!
Auf der Suche nach Techniken, Steine attraktiv in Szene zu setzen, bin ich eines Tages auf diese Kunst des Kieselfesselns gestoßen und war, im wahrsten Sinne des Wortes – gefesselt! Als erstes: ab an die Isar und an deren steinreichen Gestaden geeignetes Kieselmaterial eingesammelt. 18 Kilo und ein paar Stunden später: Ratlosigkeit.
Ein paar Lederbänder hatte ich ja noch in meinem Fundus, wie aber diese nun so ansprechend um die Kiesel drapieren? Das Internet half mal wieder mit Videos. Doch bis der erste Rock zu meiner Zufriedenheit gewrapped war, musste ich das Tutorial, ich schätze, zwanzigmal ansehen, beziehungsweise dessen Schlüsselstellen. Und meditativ fand ich’s da auch noch nicht….
Musubi macht glücklich
Mittlerweile aber, so muss ich zugeben, bringt mich das Steinewickeln echt runter und der Kampf mit 4 Metern Lederkordel hat eine beruhigende Wirkung. Und das Resultat ist stets eine Freude und Augenweide! In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß und inneren Frieden…
Was man mit diesen Steinen macht, fragst du dich jetzt vielleicht? Da gibt es viele Möglichkeiten, vor allem, wenn man etwas Persönliches dazuknotet.
Also: entweder selbst behalten und dekorativ in einer Schale versammeln oder einzeln in der Wohnung verteilen, als Tischkarte (mit kleinem Anhänger) oder aber verschenken – als Briefbeschwerer, als Troststein, als Glücksbringer, als Erinnerung an einen besonderen Moment, sogar als Heiratsantrag oder einfach nur als Aufmerksamkeit und nette Geste. Das kommt fast immer gut an!
Be First to Comment