LIGHT MY FIRE – EIn LAMPENScHIRM TUT DRInGEND NOT

Irgendwie gehört es mit zu den schwierigsten Unterfangen bei der Einrichtung einer Wohnung: passende Lampen oder Lampenschirme zu finden. Ich lebe nun schon sehr lange in meiner Wohnung und hatte das Glück, nach und nach für jeden Raum eine Lampe nach meinem Geschmack zu finden. Nur im Wohnzimmer, da hängt noch immer mein uralter Dreierspot aus Studienzeiten. Und diese Zeiten sind lange, sehr lange her! Doch der Lampenmarkt brachte nichts bahnbrechend Neues hervor, außerdem macht der Spot schönes, brauchbares Licht, weswegen er blieb, und blieb, und blieb. Und irgendwann nahm ich ihn gar nicht mehr wahr; er verschmolz mit der Decke und gab Licht und das war für mich in Ordnung …

Eine kaputte Birne bringt den Stein ins Rollen

Plötzlich aber, vor ein paar Tagen, machte es „Britz“ und eine der drei Birnen hauchte ihr Leben aus. So war es, erstens, mehr als an der Zeit, von normaler Glühbirne auf wesentlich energiesparendere Modelle umzusteigen und sich gleichzeitig mal wieder Gedanken über den Austausch dieses Urungetüms der Deckenbeleuchtung zu machen.

Also machte ich mich umgehend auf die Suche nach einer neuen Deckenlampe. Leider war das Resultat bekanntermaßen unbefriedigend: ich suchte zum Beispiel nach einem Deckenventilator mit Beleuchtung – ein wenig Kolonialstil oder ein Ethnotouch müssen schon sein -, doch die Dinger, sofern sie einigermaßen nach etwas aussehen, sind riesengroß und man wird fast von ihnen geköpft, sobald man ihnen während der Betriebsphase zu nahe kommt.

Und alles andere? Wie immer: ich konnte nichts, aber auch gar nichts finden, was ich auch nur andeutungsweise als passend empfunden hätte. Dabei wäre ich schon mit einem ansprechenden Lampenschirm zufrieden gewesen … Doch so blieb, wie schon so oft, nur eine Lösung, wollte ich den Look der Lampe diesmal tatsächlich verbessern und dem Stil meiner Einrichtung anpassen: ich musste selbst kreativ werden.

Der Spot bleibt, ein Lampenschirm soll kommen

Nach einigem Hin und Her beschloss ich, den alten Dreierspot zu behalten, macht er doch ideales Licht, und diesen einfach nur zu verkleiden. Dabei sind natürlich auch brandschutztechnische Aspekte zu berücksichtigen, weswegen ich bei einer (fast) hundertprozentigen Metalllösung landete. Dieser Lösung gingen natürlich diverse andere Entwürfe voraus – unter anderem Entwürfe mit Lüsterkristallen und Glasmosaiksteinen. Doch kein einziger Entwurf konnte mich endgültig überzeugen. Keiner, bis auf einen – und auch da muss ich mich jetzt langsam vorarbeiten, denn die Fotos vom ausgewählten Material sind entwurfstechnisch nur schwer zu verwerten; die Vorstellung, wie es letztendlich aussehen soll, existiert also nur in meinem Kopf.

Ein Lampenschirm aus Schneckenzaun?

Dieser eine Entwurf soll nun umgesetzt werden. Er besteht aus einer Käfigfassung in Form eines Metallkorbs, sechs Metern Schneckenzaun, Scheiben aus Kokosschale, gelben Lavaperlen und ein paar Gusseisengeckos. Um vernünftig daran arbeiten zu können, habe ich an drei um den Spot herum gesetzten Haken jeweils eine Schnur festgemacht und damit den Korb mit kleinen Karabinern in Arbeitshöhe befestigt. So kann ich jederzeit die Fortschritte und Wirkung in hängendem Zustand beurteilen, ihn aber auch rasch abmachen, um ihn zum Bearbeiten nach Bedarf drehen und wenden zu können.

Nachdem ich die Henkel des Korbes abgesägt und die scharfen Kanten geglättet habe, kann es losgehen. Ich lege mir alles zurecht, was ich brauche oder meine zu brauchen. Neben Schere, Zange, Draht und ein paar Geckos kommt bei diesem Lampenschirm ein spannendes Material zum Einsatz, von dem ich vorher nicht wusste, dass es so etwas überhaupt gibt, geschweige denn, wofür es eingesetzt wird.

Es ist eine Art gestricktes Kupfergewebe, das im US-amerikanischen Raum wohl hauptsächlich dazu benutzt wird, es zusammenzuknüllen und in irgendwelche Löcher und Spalten der ohnehin meist recht „leicht“ gebauten Häuser zu stopfen. So soll verhindert werden, dass sich dort „Ungeziefer“, wie zum Beispiel Schlangen oder Waschbären, einnistet. Warum man dafür ausgerechnet das teure Kupfer verwendet, erschließt sich mir nicht – eine stabilere Bauweise würde wahrscheinlich auch schon einiges bringen.

Auf dem deutschen Markt ist dieses Gewebe nicht sonderlich bekannt, wird aber gelegentlich als Schneckenzaun angeboten. Also gut, verbaue ich in meinem Lampenschirm eben Schneckenzaun – oder wofür auch immer das gestrickte Kupfer verwendet wird …

Das Kupfergewebe habe ich nun ausreichend inspiziert und mir ein Bild davon gemacht, wie ich es am besten verarbeiten könnte. Ursprünglich hatte ich ja vor, es in Bahnen zu schneiden und es parallel zu den Längsstreben zu befestigen. Doch das Band ist leider ein „Muggasäckl“ zu schmal und es würde deshalb auf beiden Seiten eine unschöne Lücke klaffen

Planänderung Eins – eine von vielen

Besser ist es wohl, zwei lange Bahnen aneinanderzunähen und sie parallel zu den dünnen Querstreben zu befestigen. Ja, das sieht besser aus! Und die Bahnen, da sie ja gestrickt sind, lassen sich mit einer fast unsichtbarer Spezial-Naht, wie man sie auch bei Woll-Gestricktem verwenden würde, und 0,3 mm starkem Kupferdraht relativ leicht aneinanderheften. Doch nun habe ich ein neues Problem: das Gewebe reicht nicht ganz bis zum Boden des Korbs…

Ich beschließe, diesen Spalt mit dunkelbraunem Jutegarn zu kaschieren. Das passt perfekt zum Farbton des Drahtkorbs und unterstreicht den kolonialen Touch des Lampenschirms. Also wickle ich das Garn am untersten sichtbaren Ring in allen acht Segmenten in engen Reihen auf. Unglaublich: fast hundert Meter Schnur gehen dafür drauf!

Leider reicht das aber noch nicht ganz, denn ich muss ja noch das Kupfergewebe daran festnähen. Dabei stellt sich heraus, dass der handgemachte Korb typischerweise ein wenig ungleichmäßig ist und deshalb an einigen Stellen die Naht unschön aussieht. Also häkle ich auch noch ein Band aus der Juteschnur und passe es in das Querstrebenstockwerk über der Wicklung ein.

Zum Nähen habe ich übrigens, der Festigkeit wegen, Nylonschnur verwendet. Die gibt es ja beim Bastelwaren-Händler – allerdings zu unverschämten Preisen. Deshalb bin ich auf Angelschnur ausgewichen. Diese ist viel günstiger, mindestens genauso reißfest – und man erhält sie sogar in schwarz (eine Spezialschnur zum Karpfenangeln, wie ich lernen durfte …)!

Viel, viel besser! Ich schneide nun noch vier Bahnen aus dem Kupfergewebe, lege diese über Kreuz als Bodenauskleidung in den Korb und befestige sie ebenfalls am gewickelten Juterand. So, jetzt kann ich endlich mit der Deko beginnen – da freue ich mich schon die ganze Zeit drauf!

Der schönste Teil: die Dekophase

Als Dekoelemente hatte ich geplant: 4 Gusseisengeckos, Kokosknöpfe, verziert mit gelben Kugeln aus Lavastein und einer Kokosschalenhälfte als Bodenabschluss. Die Geckos hatte ich ja schon ganz zu Anfang provisorisch befestigt, weil ich deren Wirkung unbedingt vorab sehen wollte – ich konnte es vor Spannung einfach nicht mehr aushalten… Nun zurre ich diese mit Draht endgültig am Schirm fest und hänge den derart bestückten Korb zur weiteren Beurteilung erst mal wieder an meine Hakenkonstruktion.

So, die Gusseisenreptilen sehen schon mal gut aus, wie sie da am Drahtkorb hängen. Abwechselnd mit dem Kopf nach oben und nach unten – und das gestrickte Kupfer wirkt so, wie ich mir das erhofft hatte. Nun geht es an die Feinarbeit: der Lampenschirm ist mir irgendwie noch zu nackt … Deshalb hatte ich an weitere Verzierungen mit Kokosschale und eben jenen gelben Lavaperlen gedacht. Und eine Entscheidung war schnell getroffen.

Knöpfe aus Kokos und Lavaperlen

Beim Anbringen der beperlten Knöpfe entscheide ich mich im letzten Moment doch noch für eine andere Aufteilung, die sich auch auf die Mitte des Schirms erstreckt und lockerer angeordnet ist, als die ursprüngliche. Zu guter Letzt bringe ich noch die Schalenhälfte einer großen Kokosnuss, die ich geschliffen und geölt habe, am Boden des Lampenschirms an – und ab damit an die Decke!

Es werde Licht!

Rein optisch entspricht der Lampenschirm nun genau dem, was ich mir vorgestellt hatte. Doch nun muss er zeigen, was er wirklich kann: ich knipse den Dreierspot an und – bin entzückt! Die drei LEDs, die ohne den Schirm das Wohnzimmer beleuchtungstechnisch zum OP-Saal gemacht hatten, werden nun durch das Kupfergewebe gefiltert. Und das holt das Beste aus den grellen Lichtquellen heraus! Ein sanfter, warmer Schein erleuchtet mein Wohnzimmer, es blendet nicht mehr, ist aber immer noch hell – ein warmes, gelbliches Licht, das sehr anheimelnd wirkt. Und der Schirm, der nun eher durch seine Silhouette punkten muss, erfüllt seine neue Aufgabe mit Bravour!!! Ich bin begeistert…

Jetzt habe ich ein Unikat an der Decke hängen, der Dreierspot darf weiter seine Dienste verrichten, das Licht ist hell, aber gemütlich und warm – und das Ganze hat unter 60 Euro gekostet. Das muss eine Lampe/ein Lampenschirm aus dem Geschäft erst mal nachmachen!

BARBARA Written by:

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